Beat Furrer

*  6. Dezember 1954

von Andreas Karl

Essay

A. Offene Formen und assoziative Räume (etwa ab 1980)

Die Werke der 1980er-Jahre sind geprägt von einem strukturell an Roman Haubenstock-Ramati angelehnten, jedoch klanglich eigenständigen Arbeiten mit offenen Formen. Von Haubenstock-Ramati übernahm Furrer das Konzept des Mobiles. Unterschiedliches Material wird dabei, grafisch voneinander abgesetzt, nebeneinandergestellt und kann, gewissen Regeln folgend, durch die Ausführenden miteinander kombiniert und in eine Reihenfolge gebracht werden. Mischformen aus solch offenen sowie detailliert ausnotierten Abschnitten finden sich wiederholt in Furrers frühen Werken, beispielhaft in poemas für Mezzosopran, Gitarre, Klavier und Marimba (Pablo Neruda, 1984). Mit diesen Formen einher geht auch die in Orchesterwerken angewandte rhythmische Unabhängigkeit einzelner Stimmen oder Stimmgruppen wie z.B. in Dort ist das Meer – nachts steig ich hinab für Chor und Orchester (Pablo Neruda, 1985/86). Eines der ersten Stücke Furrers, in denen alle Stimmen einheitlich durch Metronomangabe synchronisiert sind, ist Gaspra für Ensemble (1988). Dieses Stück markiert auch stilistisch einen Übergang zu zielgerichtet verlaufenden, durchkomponierten Transformationskonzepten, die sich über ein ganzes Stück hinweg sukzessive entwickeln. Mobileartige Strukturen existieren auch nach Gaspra noch, sind jedoch meist auskomponiert und nicht mehr frei von den Interpreten gestaltbar. Eine markante Ausnahme bildet die VII. Szene des Hörtheaters FAMA ...